Harry Styles auf eigenen Wegen – „Fine line“

Benjamin von Stuckrad-Barres Ansichten der Popkultur sind in der Regel erstens unterhaltsam, zweitens sehr treffend und drittens unter anderem in seinem autobiografischen „Panikherz“ bewundern. Doch der folgenden Aussage seiner Romanfigur Ben aus „Soloalbum“ muss ich meine Zustimmung entziehen: „Wenn eine erfolgreiche Band sich auflöst und die Mitglieder allein weitermachen, dann gibt es leider ein unumstößliches Gesetz: Das Soloalbum ist immer scheiße.“ Haltet mich für einen Popidioten, aber spätestens seit Justin Timberlake ist diese These hinfällig. Auch, wenn er nur Boygroup-Mitglied war. Gut, Stuckrad-Barre konnte es nicht ahnen. „Soloalbum“ erschien 1998, Timberlakes erstes Soloalbum vier Jahre danach, ein weiteres Jahr später Brach die Ära Beyoncé an. Geblieben ist aber die Skepsis gegenüber jedem neuen Ex-Bandmitglied, das sich entschließt auf eigenen kreativen Pfaden zu wandeln. Man kann mit seinen Mitmusikern unzählige Welterfolge erzielen; das Soloprojekt startet wieder bei Null. Dies galt auch für One Directions Harry Styles, der 2017 sein erstes, nach sich selbst benanntes Album veröffentlichte. Seit Mitte Dezember liegt „Fine Line“ vor. Ob es Styles‘ Erfolg nun bestätigt oder mindert? Finden wir heraus.

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Jordan Rakei berauscht und beruhigt – „Origin“

Er ist einer dieser Musiker, die modernen Jazz, Soul und Hip-Hop auf eine elektrisierende Weise miteinander verschalten, als wäre es ein Leichtes. Vielleicht begründet sich Jordan Rakeis klangliche Vielfalt damit, dass er schon an diversen Orten gelebt hat: Geboren in Neuseeland, aufgewachsen in Brisbane, Australien, lebte er zeitweise in den USA und seit 2015 in London. Kennengelernt habe ich ihn durch das Feature „Masterpiece“ auf Disclosures Album „Caracal“. Außerdem arbeitete er bereits mit weiteren meiner Favoriten, darunter Tom Misch und Loyle Carner. Rakei beherrscht diverse Instrumente, singt und produziert selbst. In diesem Dunstkreis quasi Standard. Im Sommer dieses Jahres hat er seine dritte Platte veröffentlicht, für deren Produktion er nach eigener Aussage seine Komfortzone verließ. Und tatsächlich hören wir auf „Origin“ eine neue Facette.

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Aufgepasst, tatsächlich gut: Mariah Carey – „Caution“

Über Mariah Carey wird in Deutschland dann und wann wegen diverser Dinge berichtet: hautenge Bühnenoutfits, in die sie sich hineinnähen lässt, skandalöse Auftritte wie am Neujahrsabend 2016 oder provokative Interviewantworten wie „I don’t do stairs“. Ihre Musik gehört kaum dazu – obwohl sie seit Anfang der 90er kontinuierlich Alben veröffentlicht. Mariah Carey, die exzentrische, Balladen schmetternde Popdiva? Kennt man von damals. Aber Mariah Carey, die Songschreiberin? Mariah Carey, die Produzentin? Im kollektiven Gedächtnis unterrepräsentiert. Ihr letztes Album „Caution“ liefert die Gelegenheit, endlich wieder genauer hinzuhören.

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Wie Kule ist das denn!?

Hätte ich je eine Firma gegründet, wäre es diese.

Liebste Kleidungsstücke besitzt man oft in vielfältiger Ausführung. Auch Fans von Streifenshirts geht das so. Dennoch scheint die Suche nach der einen, perfekten Kreuzung aus Schnitt, Farbe und Streifenmuster nie aufzuhören. Mit ihrer Marke Kule, dem selbst ernannten „home of the perfect striped shirt“, hat sich die Designerin Nikki Kule (Foto) zum Ziel gesetzt, ebenjene Suche zu beenden.

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Streifen: Pampa Blues

Gestresste Städter glorifizieren das Landleben zurzeit wieder gerne. Ihre Assoziationen: grüne Landschaften, saubere Luft, Ruhe, Weite, grüßende Nachbarn, heile Welt. An die Langeweile denkt natürlich keiner – und wenn doch, dann nur in euphemistischer Form von temporärem, Akkus wieder aufladendem, die Kreativität förderndem ‚digital‘ und ‚social detox‘. Der Film „Pampa Blues“ von Regisseur Kai Wessel nach dem gleichnamigen Roman von Rolf Lappert wirft nicht unbedingt einen realistischeren, aber humorvollen Blick auf die Lebenssituation der ländlichen Ödnis.

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Herzschmerz und Discofieber – „Late night feelings“

Das neue Mittel bei Niedergeschlagenheit, Originalrezeptur von Mark Ronson.

Als ich in Flensburg studiert habe, war ich mal auf einer Party mit dem Titel „Depri Disko“. Gespielt wurden tanzbare Schlechte-Laune-Songs, von Drake über Bilderbuch bis a-ha. Es war eine der musikalisch und stimmungsmäßig besten Clubnächte, die ich bisher erlebt habe. Wunderbar austariert zwischen Euphorie und Melancholie. An genau jene Nacht erinnert mich das neue Album „Late night feelings“ von Mark Ronson, dessen Songs eine Fülle an Texten zum Mitfühlen und Klängen zum Tanzen bieten.

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